Basteln

Aus der Werkstatt-Gazette No. 4

Katrin Moser und Verena Fink - 06. 02. 2012

Vielleicht hören Sie uns – oder auch Ihre Kinder – immer wieder sagen „Wir sind kein Bastelkurs.“ Oder: „Wir basteln nicht.“ Immer wieder gibt es in einigen Gruppen oder mit einzelnen Kindern und / oder Eltern Gespräche und Diskussionen über die Begrifflichkeit dessen was wir – respektive die Kinder – in der Kinderwerkstatt tun.


„Basteln“ als Wort hat also eine sehr unterschiedliche Bedeutung und Konnotation. Für manche findet im „Basteln“ die Tätigkeit als solche ihren Sinn, wieder anderen ist dabei vor allem das (möglichst dekorative) Ergebnis bedeutend. Auch Lehnwörter aus anderen Sprachen werden dafür verwendet, so z.B. auch die Bricolage (frz.=Bastelei, Heimwerkerei). Arts and crafts in v.a. den Vereinigten Staaten ist ein ernstzunehmendes Hobby, das von den entsprechenden Fachabteilungen in den Kaufhäusern verstärkt wird und das mehr einen kunsthandwerklichen Anspruch denn einen gestalterischen Ausdruck forciert. In Frankreich sind in den vergangenen Jahren ganze Abteilungen in den Kaufhäusern zum so genannten Scrapbooking (scrap [engl.]= Schnipsel, Stückchen) entstanden: Ein aus Nordamerika Anfang der 2000er Jahre stammendes Bastelhobby, bei dem Photos, Eintrittskarten, Programme u.ä. in Scrapbooks geklebt werden und mit Aufklebern, Stempeln, Stoffresten und weiterem käuflich zu erwerbenden Verziermaterial zu (Lebens-) Geschichten zusammengestellt werden. Damit können Erwachsene alleine – oder auch gemeinsam – etwas basteln, das ihrem Poesiealbum o.ä. das sie als Kinder hatten, gleicht.


Handarbeiten und Werken sind – v.a. durch die Schule – klar definiert. Zwischen Basteln und Gestalten ist das nicht so einfach, schließlich gibt es bei beidem ein Produkt. Mal ästhetisch ansprechender, mal weniger. Mal mit viel Geduld und Muße, mal in Windeseile und leicht hergestellt. Mal in der ersten Umsetzung, mal mit einigen Schwierigkeiten, Scheitern und Umwegen… Eine befreundete Lehrerin aus Australien beschrieb diesen Unterschied sehr anschaulich darin, dass Sie von zwei verschiedenen Versionen eines Projektes erzählte: Das eine, in dem „gebastelt“ würde (sie nenne es „Crafty-stuff“), in dem vieles vorgegeben und die Ergebnisse recht präsentabel seien: Da habe man 25 sehr schön anzusehende, allerdings ziemlich identische Werke, die wenig Individuelles hätten. Und die Alternative: Mit der hätte man als anleitender und begleitender Erwachsener zwar mehr Arbeit, die Ergebnisse sähen vielleicht nicht alle so perfekt, aber einer der Kernpunkte dessen, was wir in der ästhetischen Bildung vermitteln wollen sei dabei erreicht: Jedes Werk sähe individuell aus und zeige etwas von dem, was in dem jeweiligen Kind sei.


Auch wenn über die Bedeutung diskutiert werden kann, so wird uns in der Kinderwerkstatt immer neben dem Produkt (das je nach Alter, nach Entwicklungsstand und Interesse immer unterschiedlich aussehen wird, muss und darf) auch der Prozess wichtig sein und so dem kunsthandwerklichen Geschick, das eine Bastelarbeit bedarf, nie so wichtig nehmen wie den gestalterischen Prozess, den jedes Kind ganz individuell durchläuft.