Kreativitätsförderung als pädagogische Haltung bedeutet in der Kinderwerkstatt Neuhausen:
» Die Förderung der Neugier der Kinder: Der Versuch, in der heutigen Gesellschaft, die alles auf dem Präsentierteller schon den Kleinsten darlegt, im kreativen Tun eine kindliche Neugierde zu bewahren, oder aber auszuprägen.
» Unterstützung ihrer Experimentierbereitschaft: Durch den Schulalltag, der wenig Experimentierfreudigkeit zulässt, kann den Kindern diese Bereitschaft verloren gehen und wird
bei uns unterstützt und gefördert.
» Verstärkung des Verständnisses von der eigenen Kreativität: Neuheit und schöpferische Produktivität als Grundlage alles Kreativen (lat.: creare = zeugen, erzeugen, schaffen,
erschaffen). Wir unterstützen Ideen sowie derer Erprobung und in der Frage der Umsetzung und Realisierung.
» Zulassung ungewöhnlicher Problemstrategien: Das Verwerfen von Ideen, von Plänen und Durchführungen sowie das Lösen durch neue Strategien.
» Einüben von Kommunikation und Reflexion über das Gestalten und das Gestaltete: Im Gestalten zu kommunizieren, z.B. sich Hilfe zu suchen, über das Gestaltete einen Weg zu
finden, sich auszudrücken.
Was bedeutet „Ästhetische Bildung“?
Zunächst bedeutet das Wort „Ästhetik“, vom griechischen Bezugswort aisthesis abgeleitet, „sinnliche Wahrnehmung“. Diese Bedeutung reicht weit über den Bereich der Kunst hinaus. Ästhetik in diesem Sinne ist die Wissenschaft, die sich mit der Struktur und dem Vermögen von sinnlicher Wahrnehmung beschäftigt. Sinnliche Wahrnehmung liegt nicht nur dem gestalterischen Tun, sondern allem Denken, ja allem menschlichen Vermögen und Tätigkeiten zugrunde.
Die Ästhetik als Erkenntnislehre war schon immer wichtiger Bestandteil von Bildungsprozessen mit unterschiedlich entwickelten Ansätzen, aber die Relevanz der Kreativität für Bildungsprozesse rückt erst heute zunehmend in den Vordergrund.
Ausgehend von der Rückbesinnung auf die Bedeutung der Ästhetik in Bezug auf Bildungsprozesse erkennt man heute wieder neu, dass schöpferische Produktivität ohne Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung kaum, sowie Problemlösung ohne Problemsensitivität nicht möglich ist.
Eine Verbindung zum traditionellen Verständnis von Ästhetik findet sich, wenn man die Kreativität des Menschen grundsätzlich als schöpferische Kompetenz, die sowohl in pragmatischen Problemlösungen als auch im ästhetischen Gestalten ihren Ausdruck findet.
Aufgrund der Tatsache, dass in der Schule musische Fächer gekürzt werden, die ästhetische Bildung dort einen unzureichenden Stellenwert hat und somit in diesem Zusammenhang nur unzulänglich gefördert wird, ist der außerschulische Bereich gefragt. Die ästhetische, also die sinnliche Wahrnehmung zu schulen, ist eine Grundlage unserer Arbeit.
„Ästhetische Erziehung vermittelt keine Bildung für „schöne Stunden“, sie wirkt nicht kompensatorisch, sondern sie ist in der Tat fundamental und relevant für alles Denken und Handeln." (Mahlert, Ulrich in: Krause-Pichler, Adelheit (Hrsg.): Über Ästhetische Bildung und ihre Funktionen. Schriftenreihe des Deutschen Tonkünstlerverbandes Berlin. Band 2. 2004. S.14)
Ästhetik als Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung hat eine wichtige pädagogische und gesellschaftliche Bedeutung. Menschen, die ihre sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit entwickeln, sie verfeinern und „bilden“, sind imstande – so ist zu hoffen - , die Welt als ästhetisch gestaltet und gestaltbar zu erfahren.
Daher ist Ästhetische Erziehung als Bildungsaufgabe ernst zu nehmen. Wir verstehen sie als eine Lebensgestaltungskompetenz und somit auch als wichtiges Instrument der Lebensbewältigung in unserer heutigen Gesellschaft mit ihren anspruchsvollen Herausforderungen.